Experten Talk Ambulantisierung
08.11.2022
AKTUELLES
ENDERA Experten-Talk: Ambulantisierung als „Paradigmenwechsel“ für Patienten und medizinisches Personal
Die geladene Experten-Runde diskutierte über die Herausforderungen für Krankenhäuser, die die von der Politik geforderte Ambulantisierung der deutschen Gesundheitsversorgung mit sich bringt.
Gemeinsam mit zwei Experten aus Krankenhaus und AOP-Zentrum haben Fred Andree, Geschäftsführer der ENDERA-Gruppe GmbH, sowie Stephanie Dreher, Leitung MVZ- und Praxismanagement bei der ENDERA-Gruppe GmbH, im Rahmen des ENDERA-Experten-Talks am 03. November 2022 über die aktuellen politischen Weichenstellungen, aber auch die daraus resultierenden Handlungsbedarfe, für die Ambulantisierung von Krankenhausleistungen gesprochen. Was müssen Krankenhäuser jetzt tun, um auch künftig noch wirtschaftlich erfolgreich zu sein? Was können Krankenhäuser von niedergelassenen Praxen und OP-Zentren lernen?
Zwei unterschiedliche Perspektiven auf das Thema ambulantes Operieren boten die beiden Diskussionsteilnehmer: Ingo Seip, Leiter Krankenhausfinanzierung und Verhandlungsmanagement bei der DGD-Stiftung, vertrat dabei die Perspektive der im Krankenhaus tätigen Mediziner. Wichtig sei neben der Klärung der Personalfragen die Notwendigkeit, Prozess- und Strukturveränderungen im Krankenhaus anzustoßen. „Der Schlüssel liegt in Prozessveränderungen“, betonte Seip. Um der aktuellen Kostenunterdeckung von rund 34 % (lt. DKI-Gutachten) in Ambulanzen entgegenzuwirken, sei es wichtig, eigene Strukturen zu schaffen.
Dr. med. Diego Padilla Galvez, Facharzt für Anästhesie und Leitender Mitarbeiter eines ambulanten OP-Zentrums, vertrat die Perspektive der niedergelassenen Mediziner. Er schloss sich Seips Meinung an, dass die Organisation und Optimierung des Behandlungsprozesses der „Knackpunkt“ sei. Insbesondere die Kostendeckung sowie der Informationsverlust (z.B. durch wechselnde Teams in den OP-Zentren) seien als Herausforderungen zu nennen. Jedoch sieht er durch die Ambulantisierung auch Chancen – insbesondere für die Personalgewinnung. Ambulante OP-Zentren bieten familienfreundliche Arbeitszeiten, wodurch viele potenzielle Mitarbeiter wieder an den OP-Tisch zurückgeholt werden könnten. Generell werde ambulantes Operieren in Deutschland bisweilen stiefmütterlich behandelt. Hier forderte er ein „Umdenken“ bei den Ärzten.
Da auch seitens der Politik noch viele Fragen offengeblieben sind, konnte über die Idee eines neuen Vergütungssystems nur spekuliert werden. Hier ist es an der Politik, die richtigen Weichen zu stellen, um den „Paradigmenwechsel“ für Mitarbeiter und Patienten zu erleichtern und ein Nebeneinander von stationären und ambulanten Versorgungsangeboten zu ermöglichen. Die Beteiligten des Experten-Talks waren sich aber in ihrer Einschätzung einig, dass die aktuell durch Herrn Lauterbach forcierten tagesklinischen Pauschalen voraussichtlich kein Instrument im Rahmen der Ambulantisierung sein werden, sondern ausschließlich für stationäre Fälle Anwendung finden können.
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Ihre Ansprechpartnerin:
Stephanie Dreher
Leitung MVZ- und Praxis-Management der ENDERA-Gruppe GmbH
s.dreher@endera-gruppe.de