Christiane Schmidt

Christiane Schmidt, Beraterin bei der Daniela Baum – Beratung im Gesundheitswesen

16. März 2022

INTERVIEW

Agile Führung als Schlüssel für eine erfolgreiche Teamarbeit gilt auch im Gesundheitswesen

Was ist zeitgemäße Führung? Im Zeitalter der Digitalisierung verändern sich Arbeitsprozesse und Strukturen in Unternehmen werden entsprechend angepasst. Im Zuge dessen verändert sich auch die Rolle der Führungskraft. Gerade in der heutigen Arbeitswelt ist ein Top-down-Management, also Entscheidungen über hierarchische Strukturen, nicht immer der Schlüssel für eine erfolgreiche Zusammenarbeit.

 

Frau Schmidt, warum ist gute Führungsarbeit für den Unternehmenserfolg so wichtig und welche besonderen Herausforderungen sehen Sie im Gesundheitswesen? 

 

Wir erleben es in der Personalakquise immer wieder, dass im Grunde attraktive Gesundheitsstandorte ihre Vakanzen nicht besetzen können, weil bekannt ist, dass beispielsweise der Chefarzt keine Führungskompetenzen vorweist. Gerade in der heutigen Zeit hat das Thema „Führung“ vor allem etwas mit einer Vorbildfunktion zu tun und weniger mit einer Führung „von oben herab“. Eine gute Führung birgt darüber hinaus Agilität sowie die Fähigkeit, in verschiedenen Perspektiven denken zu können. Dabei können Führungskräfte anregend und bestätigend sein, wenn sie auch mal Verantwortung an ihre Mitarbeitenden übertragen, wie beispielsweise im Rahmen eines Projektes. Hier können Verantwortungsbereiche denjenigen Mitarbeitenden zugeordnet werden, die gut in diesen Bereichen sind. Das fördert nicht nur die Motivation, sondern erzeugt auch schnellere Ergebnisse und verbessert die Zielerreichung. Neben der Agilität ist es zudem wichtig, eine Vision zu schaffen, diese an die Mitarbeitenden zu kommunizieren und ihre Umsetzung maßgeblich voranzutreiben. Fakt ist, starre Hierarchien – und die gibt es gerade im Gesundheitswesen noch sehr häufig – führen selten zum Erfolg. Vielmehr sollte darauf geachtet werden, eine offene Unternehmenskultur zu gestalten. Mangelhafte und auch mangelnde Führung erzeugt negative Wirkungen: Die Arbeitsatmosphäre im Team verschlechtert sich und überträgt sich unvermeidlich auf die Arbeitsqualität und die Motivation der Mitarbeitenden.

 

Agile Führung als Schlüssel für eine erfolgreiche Teamarbeit – Was glauben Sie, macht gute Führungsarbeit überhaupt aus?

 

In einem agilen Umfeld möchten Mitarbeitende vor allem ihren Fähigkeiten nach geführt werden. Neben ausreichendem fachlichen Know-how sind vor allem Sozialkompetenz, Fleiß und eine hohe Eigenmotivation der Schlüssel für eine erfolgreiche Führungsarbeit. Je nach Tätigkeitsfeld präferieren Mitarbeitende vor allem das eigenverantwortliche Arbeiten. Hierbei ist es von Vorteil, einen Freiraum für innovative Beiträge zu bieten, was in Organisationen des Gesundheitssektors jedoch häufig zu kurz kommt. Allerdings sollte auch darauf geachtet werden, das Tempo auf die Mitarbeitenden und deren Bedürfnisse abzustimmen sowie Unklarheiten oder Missverständnisse durch eine offene Kommunikation sachlich zu besprechen. Sich stets selbst zu reflektieren, kann hierbei eine hilfreiche Methode sein, jedoch eine Herausforderung für Führungskräfte darstellen.

 

Welchen Stellenwert hat das Thema „Führung“ heute und wie kann sie gerade auch im Gesundheitswesen gefördert werden?

 

Heutzutage ist das Thema „Führung“ wichtiger denn je, denn es gibt immer komplexere Anforderungen an die Führungskraft, Teams erfolgreich zu führen. Abgesehen davon ist es nichts, was man einfach so lernt, weniger im Studium und schon gar nicht im beruflichen Alltag. Ohne eine gute Führung kann kein Team zusammengehalten und somit auch nicht zu guter Leistung angespornt werden. Die Rolle der Führungskraft sollte demnach darin bestehen, die Mitarbeitenden bedürfnisorientiert zu führen, sodass sie sich sowohl beruflich als auch persönlich weiterentwickeln können. Weniger formale Hierarchien und mehr agile Führung fördern zudem die Motivation und Zufriedenheit der Mitarbeitenden. Nur so können eine erfolgreiche Führungsarbeit und Zusammenarbeit im Team gewährleistet werden. Erste Impulse können im Rahmen von Workshops oder Programmen zur Führungskräfte- und Teamentwicklung gesetzt werden, in denen Führungskompetenzen gestärkt, neue Führungsmethoden entwickelt und die effektive Zusammenarbeit im Team gefördert werden. Ein solches Vorgehen haben wir bereits mehrfach in Unternehmen des Gesundheitswesens erfolgreich durchgesetzt und damit nachhaltig Einfluss auf den Aspekt der Führung nehmen können.

 

Liebe Frau Schmidt, vielen Dank für das Interview!

 

Zur Person:

Christiane Schmidt ist gelernte Bankkauffrau und sammelte nach ihrem abgeschlossenen Studium der Erziehungswissenschaften mit dem Schwerpunkt Erwachsenenbildung erste Erfahrungen als Referentin der Geschäftsführung eines Krankenhausverbundes. Seit über zwei Jahren ist Frau Schmidt als Beraterin bei der Daniela Baum – Beratung im Gesundheitswesen tätig und verantwortet, neben der Vermittlung von Fach- und Führungskräften im Gesundheitswesen, den Bereich der Team- und Führungskräfteentwicklung. In diesem Tätigkeitsfeld arbeitet sie eng mit Führungskräften und Teams zu den Themen Mitarbeiterführung, effektive Zusammenarbeit und Kommunikation zusammen.

Ihr Ansprechpartner:

Fred Andree
Geschäftsführer der ENDERA-Gruppe GmbH
f.andree@endera-gruppe.de

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Dr. med. Padilla

Dr. med. Diego Padilla Galvez

17. Februar 2022

AKTUELLES

Hybrid-DRG – ENDERA-Experteninterview mit Dr. med. Diego Padilla Galvez

„Herr Dr. Padilla: Was wird sich aus Ihrer Sicht durch die geplanten Hybrid-DRGs ändern? Welche Bedeutung haben diese für Krankenhäuser, welche für niedergelassene Leistungserbringer?“

 

Die Vergütung der operativen Leistung wird unabhängig, ob sie ambulant oder stationär durchgeführt wird, gleich vergütet. Es entsteht ein neues, sektorübergreifendes Entgeltsystem, welches die Ambulantisierung bestimmter Operationen bewirken soll. Für Krankenhäuser steigt somit der Druck bestimmte Operationen ambulant durchführen zu müssen, um kostendeckend zu arbeiten. Für niedergelassene Leistungserbringer bedeutet dies eine finanzielle Gleichbehandlung mit den Krankenhäusern.

 

„Was glauben Sie, werden die maßgeblichen Kriterien für die Kalkulation der Hybrid-DRGs sein?“

 

Die maßgeblichen Kriterien für die Kalkulation werden die aG-DRGs und der EBM sein. Meines Erachtens wird man anlehnend an die Vergütung der integrierten Versorgungsverträge die aG-DRGs um einen gewissen Prozentsatz reduzieren. Die Vergütung wird aber immer noch höher als bei der EBM Vergütung liegen.

Der Erfolg der Hybrid-DRGs wird von der kostendeckenden Vergütung abhängen.

 

„Welche Qualitätsvorgaben erwarten Sie für die Hybrid-DRGs? Was bedeuten diese für Krankenhäuser und niedergelassene Leistungserbringer?“

 

Ich gehe davon aus, dass die bereits bestehenden Qualitätsvorgaben aus der „Vereinbarung von Qualitätssicherungsmaßnahmen nach § 135 Abs. 2 SGB V zum ambulanten Operieren“ für die Hybrid-DRGs zur Anwendung kommen.

In dieser Vereinbarung werden die Anforderungen an die fachliche Befähigung und die organisatorische-, hygienische-, bauliche- und apparativ-technische Voraussetzungen festgelegt. Für Krankenhäuser und niedergelassene Leistungserbringer, die in der Vergangenheit unter diesen Qualitätsvorgaben gearbeitet haben, ändert sich daher nichts. Die übrigen Leistungserbringer müssen ihre Defizite in den Anforderungen ausgleichen, um an den Hybrid-DRGs partizipieren zu dürfen.

 

„Was sollten Krankenhäuser aus Ihrer Sicht bereits jetzt in die Wege leiten, um sich bestmöglich vorzubereiten?“

Krankenhäuser, die keine separaten ambulanten OP-Einheiten haben, sollten jetzt schon überprüfen, wie sie organisatorisch und ökonomisch am effektivsten das ambulante Operieren in ihre bestehenden OP-Einheiten integrieren oder neue ambulante OP-Strukturen schaffen können.

Für die Krankenhäuser, die ambulante Strukturen in Form von MVZ´s aufgebaut haben, bietet sich die Möglichkeit unter der besseren Vergütung das ambulante Operieren kostendeckend zu etablieren und auszubauen.

Darüber hinaus sollten bereits heute ambulante OP-Teams bestehend aus Anästhesisten, Operateuren, MFAs, OP-Assistenten etc. formiert werden, soweit noch nicht vorhanden, die ihre Fähigkeiten im Bereich des ambulanten Operierens weiterentwickeln und sich auf diesen Bereich spezialisieren. Bewährt hat sich hier auch ein „Training on the job“ durch erfahrene ambulante (externe) Teams.

 

Herr Dr. Padilla, vielen Dank für das Interview.

 

Zur Person:

Als Facharzt für Anästhesie verfügt Herr Dr. med. Diego Padilla Galvez über langjährige Erfahrungen sowohl im Krankenhaus, als auch in der Niederlassung. Neben seinem breiten fachärztlichen Wissen verfügt er zudem über umfassende Managementerfahrungen, da er seit einigen Jahren als Geschäftsführer und Ärztlicher Leiter ambulanter OP-Zentren, gegenwärtig einer Praxisklinik, tätig ist. Herr Dr. Padilla Galvez wirkt zudem als freier Berater der ENDERA-Gruppe.

Ihr Ansprechpartner:

Fred Andree
Geschäftsführer der ENDERA-Gruppe GmbH
f.andree@endera-gruppe.de

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