Peter Mast

16.12.2021

AKTUELLES

Gründung und Betrieb Kommunaler MVZs – ENDERA-Experteninterview mit Peter Mast

Die medizinische Versorgungslage im hausärztlichen Bereich, teilweise auch im fachärztlichen Bereich, bereitet zunehmend Sorgen, nicht nur bei den Leistungserbringern selbst, sondern auch bei den Patientinnen und Patienten und nicht zuletzt auch in der Öffentlichkeit. Daher sehen sich immer mehr Vertreterinnen und Vertreter kommunaler Verwaltungen und Gremien mit dem Thema konfrontiert, Lösungen für die Sicherstellung medizinischer Leistungen – häufig in eher ländlich geprägten Gebieten – zu diskutieren, zu verabschieden und zu implementieren. Wichtige Aspekte in diesem Zusammenhang bringt Peter Mast, Experte im Thema Gründung und Betrieb Kommunaler MVZs, auf den Punkt.

 

Herr Mast, Sie waren Mitinitiator und Geschäftsführer des Kommunalen MVZs in Bad Säckingen im südlichen Baden-Württemberg. Was waren die Beweggründe für die Gründung eines kommunal betriebenen MVZs? Welche wesentlichen Aspekte sind bei der Entscheidungsfindung zu beachten?

 

In Bad Säckingen spielten im Wesentlichen zwei Faktoren eine Rolle, die zur Gründung des kommunalen MVZs führten. Zum einen war nach der Schließung des dortigen Krankenhauses inklusive der Ambulanz ein wichtiger Anlaufpunkt für die Bevölkerung nicht mehr vorhanden. Zum anderen waren in dem Planungsbereich zu derselben Zeit mehr als 15 freie Sitze für Allgemeinmedizin gegeben. Die Stadt Bad Säckingen sah sich somit in der Verantwortung, diese Lücken zu schließen.

Im Rahmen der Entscheidungsfindung sind zwei Punkte besonders zu beachten. Einerseits die kommunalrechtlichen Aspekte, d.h. die Einhaltung der Gemeindeordnung sowie die Abstimmung mit der Kommunalaufsicht zu beachten, die richtige Wahl der Gesellschaftsform zu treffen und selbstverständlich alle formalen Entscheidungswege einzuhalten. Andererseits besteht eine große Herausforderung darin, ärztliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für das MVZ zu finden, um entsprechende Anträge bei der Kassenärztlichen Vereinigung stellen zu können. Ein Tipp meinerseits: Man sollte frühzeitig seine Absicht öffentlich äußern und mit anderen Marktteilnehmern abstimmen, um mit Interessierten ins Gespräch zu kommen.

 

Sie sprechen die kommunalrechtlichen Aspekte an. Welche sind aus Ihrer Sicht besonders hervorzuheben?

 

Es beginnt bei der Entscheidung, wer Träger des MVZs werden soll und der geeigneten Wahl der Gesellschaftsform. Im kommunalen Umfeld gibt es neben der bekannten Form der GmbH auch die Möglichkeit des Eigenbetriebs oder des Kommunalunternehmens. Daneben kann auch noch eine Genossenschaft angedacht werden. Alle Alternativen haben Vor- und Nachteile. Dazu kommt, dass die Kassenärztliche Vereinigung ggf. auch noch Bürgschaften des Trägers fordern kann.

Die Entscheidung muss in der Regel in den öffentlichen Gremien (zum Beispiel Stadt- oder Gemeinderat) diskutiert und getroffen werden. Somit ist die Gründung eines kommunalen MVZs sehr öffentlich- und pressewirksam. Die Gründung ist der Kommunalaufsicht anzuzeigen oder von dieser zu genehmigen. Der erstellte Businessplans wird dort noch einmal dahingehend geprüft, dass der kommunale Haushalt durch das MVZ nicht nachhaltig belastet wird.

Und auch hier wiederum ist wichtig: Alle diese Aspekte müssen bei der Zeitplanung berücksichtigt werden. Schnell, schnell ist hier sicher nicht der richtige Ansatz, wenngleich das Thema dringlich erscheint.

 

Welche Herausforderungen sehen Sie dann beim tatsächlichen Betrieb eines MVZs im kommunalen Umfeld?

 

Neben den üblichen Problemen im Bereich der Personalgewinnung und der Herausforderung, ein MVZ-geeignetes IT-Systeme zu finden, ist es von Beginn an wichtig, dass ein funktionierendes Berichtswesen für die Schaffung von Transparenz und zur Steuerung des MVZs implementiert wird. Eine enge Zusammenarbeit mit dem Finanzbereich des Trägers (Kämmerei und auch Verwaltungsspitze) ist dabei empfehlenswert, um frühzeitig die Ergebnisentwicklung im Blick zu haben und ggf. kommunale Themen (Beihilfen, Vergabeordnung etc.) strukturiert besprechen zu können.

 

Herr Mast, vielen Dank für das Interview.

 

Für weitere Informationen rund um das Thema MVZ besuchen Sie bitte auch kommunal-mvz.de.

 

Zur Person:

Peter Mast ist Diplom-Mathematiker und seit dem Jahr 1994 im Management von Kliniken tätig. Nach langjähriger Tätigkeit als Geschäftsführer von Akut- und Rehakliniken in kommunaler, freigemeinnütziger oder privater Trägerschaft – teilweise mit angeschlossenen MVZs – ist er seit 2016 als selbstständiger Berater im Gesundheitswesen tätig und wirkt zugleich als Kooperationspartner der ENDERA-Gruppe für den Bereich „Kommunal-MVZ“.

Ihr Ansprechpartner:

Fred Andree
Geschäftsführer der ENDERA-Gruppe GmbH
f.andree@endera-gruppe.de

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