Hausarztsitze im MVZ

01.12.2022

AKTUELLES

Hausarztsitze im MVZ – unterschätzte Potenziale für den Erfolg des Krankenhauses

Allzu oft werden die Potenziale von „Hausarztsitzen“ (allgemeinmedizinische Sitze) für ein MVZ unterschätzt, da die hausärztliche Versorgung auf den ersten Blick für das Krankenhaus ohne Mehrwert zu sein scheint. Mit allgemeinmedizinischen Sitzen hat ein Krankenhaus aber vielfältige Möglichkeiten, die stationären Fachabteilungen zu unterstützen und zu entlasten, und so den strategischen und wirtschaftlichen Erfolg zu sichern.

 

In den durch uns beratenen Krankenhäusern und Krankenhaus-MVZ deutschlandweit sind oftmals entweder keine allgemeinmedizinischen Sitze vorhanden oder diese werden nur „halbherzig“ bewirtschaftet. Vor dem Hintergrund des immer stärker werdenden Ambulantisierungsdrucks, aber auch der Bedürfnisse der Patienten nach sektorenübergreifender Versorgung – bei gleichzeitig begrenzter Anzahl an Facharztsitzen – gewinnen allgemeinmedizinische Sitze für Krankenhaus-MVZ zunehmend an Bedeutung.

 

Entlastung der stationären Fachabteilungen von (nicht oder marginal vergüteten) Sprechstunden

 

Die Übersicht der Sprechstundenangebote aller Fachabteilungen des jeweiligen Krankenhauses, einschließlich deren Abrechnungsmöglichkeiten, zeigt sehr schnell und zumeist überraschend, wie viele Sprechstunden auch außerhalb der Fristen der vor- und nachstationären Behandlung als freiwillige Serviceleistung angeboten werden, die derzeit nicht abrechenbar sind. Diese Sprechstunden sollten im nächsten Schritt geprüft und die Möglichkeiten einer künftigen Abrechnung ausgelotet werden, wie z. B. durch Beantragung neuer Ermächtigungen oder zusätzliche ASV-Ambulanzen. Neben den Möglichkeiten dieser Krankenhausambulanzen sollte aber auch geprüft werden, ob die Abbildung über einen allgemeinmedizinische Sitz im Rahmen eines Krankenhaus-MVZ möglich wäre, bis hin zur Prüfung der Abrechnungsmöglichkeiten nach EBM.

 

Leistungen, die derzeit ohnehin im Krankenhaus erbracht, aber nicht vergütet werden, können so abrechnungsfähig werden. Gleichzeitig wird der stationäre Krankenhausbetrieb von Sprechstunden entlastet, sodass eine Fokussierung auf die stationäre Medizin möglich ist.

 

Ergänzung der stationären Fachabteilungen um ambulante Angebote

 

Die Möglichkeiten ambulanter Angebote zur sektorenübergreifenden Versorgung von Patienten im Rahmen eines allgemeinmedizinischen Sitzes sind vielfältig. Beispielhaft zu benennen sind

>OP-Tauglichkeitsuntersuchungen

>Diabetologie und DMP-Programme

>Adipositas-Nachsorge (langfristige Begleitung der Patienten)

>Wundambulanz/Fußambulanz

>Wundnachsorgen nach Operationen (soweit hausärztlich möglich)

 

Entlastung der Zentralen Notaufnahme

 

Jedes Krankenhaus ist mit dem Problem konfrontiert, dass oftmals Patienten in die Notaufnahme des Krankenhauses kommen, die – nach einer entsprechenden Ersteinschätzung – nicht stationär behandlungsbedürftig sind. Diesen Patienten kann ein kurzfristiger Termin im Krankenhaus-MVZ angeboten werden. Definierte Zeitslots in den Terminkalendern des Hausärzte-MVZ können hierfür freigehalten und direkt durch die Notaufnahme gebucht werden. Auch z. B. in der Nacht ist es möglich, dass die Notaufnahme einen MVZ-Termin für den nächsten Vormittag bucht. Wichtig ist es an dieser Stelle, klare Kriterien festzulegen, welchen Patienten der Notaufnahme entsprechende Termine angeboten werden sollen. Dies sind im Regelfall die Patienten, die einen besonderen Bedarf an sektorenübergreifender – d. h. ggf. kurz- oder mittelfristig auch stationärer – Versorgung haben.

 

Sicherung von Zuweisungen

 

Durch die benannten Sprechstundenangebote im allgemeinmedizinischen MVZ, beispielhaft im Bereich Diabetologie und Wund-/Fußambulanz, können neue Zuweisungen für das Krankenhaus generiert werden, im genannten Beispiel für die Bereiche Gefäßchirurgie oder Angiologie.

 

Fazit

 

Allgemeinmedizinische Sitze bieten oftmals weit mehr strategische und wirtschaftliche Potenziale für ein Krankenhaus, als sich dies auf den ersten Blick vermuten lässt. Gleichzeitig kann das Krankenhaus einen Beitrag zur hausärztlichen Versorgung in der Region leisten, was insbesondere für kommunale Krankenhäuser im Interesse des jeweiligen Trägers sein dürfte, u. a. in ländlichen Gebieten.

 

Gerne unterstützen wir, die ENDERA-Experten, Sie bei der Entwicklung und Umsetzung entsprechender Konzepte.

Ihre Ansprechpartnerin:

Stephanie Dreher
Leitung MVZ- und Praxis-Management der ENDERA-Gruppe GmbH
s.dreher@endera-gruppe.de

Stephanie Dreher, Leitung MVZ- und Praxis-Management der ENDERA-Gruppe GmbH
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